Vor 14 Jahren habe ich in Bari mein Erasmus-Semster verbracht. Unglaublich 14 Jahre – das hört sich nach einer ganzen Weile an! Grund genug Apulien aka Puglia mal wieder einen Besuch abzustatten. Toskana kann ja jeder. Also auf zur Weinreise nach Apulien.
Damals hatte in Bari meine Weingeschichte begonnen – zusammen mit einigen anderen Erasmus-Studierenden und einem Tetrapak Tavernello. Mittlerweile hat sich mein Weingeschmack etwas weiterentwickelt. Heute bezeichne ich mich durchaus als „Allestrinkerin“ (weiß, rosé, rot) und probiere mich gerne durch die verschiedensten Rebsorten oder Weinregionen der Welt.
Die Entdeckung der apulischen Weine ist für mich besonders spannend, da diese Region am südlichsten Zipfel Italiens noch nicht Mainstream ist und hier viel mit autochthonen Rebsorten gearbeitet wird. Man merkt, dass sich viel tut und viele Winzer ihr Herzblut in die Produktion von Qualitätsweinen stecken. Also auf zur Weinreise durch Apulien!
Herausforderungen in Süditalien
September und Oktober sind für mich die perfekten Monate zum Reisen – und ideal für eine Weinreise in Apulien. Besonders in Richtung Süden sind die Temperaturen erträglich und langsam hält der Herbst Einzug. Das Allerbeste ist aber sicherlich, dass es sich um die perfekte Zeit für jegliche Weinreisen handelt. Im September findet meist die Weinlese statt.
So war auch meine Idee in Süditalien auf einem Weingut an der Weinlese teilzunehmen.
Im Wesentlichen hatte ich als Solo-Traveller – und angewiesen auf die öffentlichen Verkehrsmittel – mit folgenden Herausforderungen zu kämpfen:
- Die Konzepte von WWOOF und Workaway sind in Süditalien noch nicht sehr verbreitet. Daher hat es mit der freiwilligen Mitarbeit bei einer Weinlese leider nicht geklappt.
- Die Weingüter sind oftmals ziemlich remote und mit Zug oder Bus nicht einfach zu erreichen.
- Zudem sind die Weingüter während der Weinlese wirklich sehr wenig auf Gäste eingestellt. Mir wurde häufiger am Telefon gesagt: „Kommen Sie im Oktober wieder.“
Vielfalt der süditalienischen Weine
Trotz der Herausforderungen habe ich das Beste daraus gemacht und habe natürlich jede Menge toller Weine verkostet und Weingüter besucht! Puglia hat eine Menge davon zu bieten. Und solltet ihr mit dem Auto in der Region unterwegs sein – und jemand bietet sich als Fahrer an – habt ihr schon gewonnen 😉 Dann eröffnet sich euch eine tolle Vielfalt der Weine.
Rebsorten in Apulien
Den meisten von uns sind wahrscheinlich die Klassiker bekannt: Primitivo und Negroamaro. Weiterhin sind auch Susumaniello, Aglianico, Bombino Nero oder Nero di Troia beliebte apulische Rebsorten. Die Sorten werden teilweise als Rosé ausgebaut. Besonders spannend: Der Negroamaro Bianco – also im Stile eines Blanc de Noir.
Der Süden wartet kräftig mit Sonne auf. Seid also nicht überrascht, wenn euch Weine mit mehr als 15% Alkohol präsentiert werden. Mein persönlicher Rekord – was nun hochprozentigen Wein betrifft – wurde mir in Adelfia von einem Winzer vorgestellt: Satte 17%. Sowohl als Rosso als auch Rosato verfügbar. Ließ sich dennoch sehr gut trinken!
Obwohl es mir die Rebsorte Susumaniello sehr angetan hat, haben mich im Endeffekt noch mehr die Weißweine überrascht. Bei dem sehr warmen, süditalienischen Klima erwartete ich eher kräftige, weniger säurebetonte Weißweine Typ Chardonnay. Klar, die gibt es auch. Aber noch überraschender sind die fruchtigen und säurehaltigeren Sorten wie Verdeca und Bianco d´Alessano. Tolle leichte Sommerweine, die auch unter der kräftigen Sonne Süditaliens entstehen können. Und dann – nicht zu vergessen – Moscato: Einerseits trocken als Wein ausgebaut, andererseits auch dolce als Schaumwein verfügbar. Lecker ist beides!
Cantine Aperte - Tag der offenen Weinkeller
Wen es im September nach Puglia verschlägt, wird wahrscheinlich die Chance haben bei den „Cantine Aperte“ – dem Tag der offenen Weinkeller – teilnehmen zu können. Dem Event folgt übrigens nur kurze Zeit später die „Cucine Aperte“ – also Tag der offenen Küchen.
Die Cantine Aperte waren dieses Jahr ein großer Erfolg. Da ich nur mit dem Zug oder Bus reise, suchte ich mir ein relativ gut erreichbares Weingut raus. Ich besuchte das Weingut Manzzone in Ruvo di Puglia. Es war ein erlebnisreicher Tag, bei dem sich viele Familien auf dem Weingut trafen, selbstgemachten Mozzarella und Wein verkosteten, und auf den ausgelegten Heuballen auf dem Hof entspannten. Zwei Sommelières schenkten die Weine aus.
Mein Lieblingswein: Dandy Rosato aus Nero di Troia.
Link: Azienda Mazzone
Weinverkostungen in Apulien
Auch außerhalb der Cantine Aperte kann man viele Weinkeller in Puglia besuchen. Für die Verkostungen muss man sich meist vorher anmelden. Am besten ist es, die Webseite des Weingutes zu prüfen, um mehr über die Öffnungszeiten und Verfügbarkeiten zu erfahren. So seid Ihr bei Eurer Weinreise durch Apulien auf der sicheren Seite!
Tenute Rubino (Brindisi)
Den Besuch der Tenute Rubino inklusive einer Weinverkostung hat mir sehr viel Spaß gemacht. Mit insgesamt nur drei Gästen wurden wir durch den Weinkeller in Brindisi geführt und erhielten viele interessante Infos über das Weingut und die lokalen Rebsorten. Danach fuhren wir zur dazugehörigen Weinbar im Hafen von Brindisi, wo wir ein grandioses Food & Wine Pairing genossen. Zu jedem der Weine wurde uns eine lokale Spezialität serviert, z.B. Verdeca mit Tomate-Thunfisch-Bruschetta. Bei blauem Himmel und Sonnenschein lässt sich an der Promenade von Brindisi mit dieser Verkostung eine tolle Zeit verbringen. Alternativ kann man auch die einfachere Variante buchen, bei der die Verkostung der Weine (ohne Essen) direkt im Weinkeller stattfindet. Die Weinproben gibt es ab 15€ in verschiedenen Ausführungen. Eine vorherige Anmeldung ist erforderlich.
Mein Lieblingswein: Sumaré, Vino Spumante Rosato, Metodo Classico
Link: Tenute Rubino
Apollonio Casa Vinicola (Monteroni di Lecce)
Zugegebenermaßen war die Anfahrt zu diesem Weingut mein größtes Abenteuer auf meiner Puglia-Rundreise. Die Anreise aus Lecce mit dem Bus war kein einfaches Unterfangen, da Informationen zu öffentlichen Buslinien kaum verfügbar sind. Mit Durchfragen hat am Ende alles sehr gut geklappt. Ich gebe euch weiter unten die Infos dazu!
Das Weingut Apollonio hat mich auch als Solo-Traveller empfangen und eine private Führung durch den Weinkeller gegeben. Das Weingut wirkt modern, jung und dynamisch – auf eine sehr sympathische Art. Mir stand eine sehr freundliche Mitarbeiterin zur Verfügung, die im Endeffekt den halben Nachmittag mit mir Zeit verbrachte, Weine vorstellte und Geschichten erzählte. Der Besuch war großartig und ich kann ihn auf jeden Fall empfehlen.
Für die Weinverkostung habt ihr die Wahl zwischen verschiedenen Weinlinien: Elfo Experience, Mani del Sud Experience oder Premium Experience. Ich entschied mich für die Basis-Linie „Elfo“, da ich diese Weine schon einmal in einem Weinladen in Berlin-Mitte entdeckt hatte und neugierig darauf war. Die Elfo-Reihe umfasst die jungen, im Edelstahl ausgebauten Weine von Apollonio. Diese Weinreihe ist quasi das Intro in die apulischen Rebsorten und ermöglicht ein einfaches, erstes Kennenlernen. Bei der Verkostung gab es je einen Weiß-, Rosé- und Rotwein: Bianco d´Alessano, Negroamaro Rose, Susumaniello.
Die Weinproben gibt es hier ab 10€ (Elfo-Experience) aufwärts. Eine vorherige Anmeldung ist zu empfehlen.
Mein Lieblingswein: Bianco d´Alessio
Link: Apollonio
Anreise: Wenn ihr von Lecce aus das Weingut Apollonio besuchen wollt, geht das mit dem Bus. Der fährt von Lecce direkt nach Monteroni di Lecce. Von dort lauft ihr noch ca. 10min zum Weingut.
Abfahrtspunkt in Lecce ist hier: Via V. Carluccio, 73100 Lecce LE, Italien Google Maps
P.S.: Der Bus dazwischen wärs gewesen 😉
Produttori di Manduria (Manduria)
Auch in Berlin findet man häufig in italienischen Restaurants den Primitivo di Manduria auf der Karte. Die Hochburg für die Herstellung des beliebten Rotweins ist Manduria in Apulien. Gleich hinter der Stazione, dem Bahnhof von Manduria, befindet sich der Sitz des „Konsortiums der Weinhersteller“ von Manduria mit der Cantina – dem Weinkeller. Daran angeschlossen ist das Museo della Civilità del Vino Primitivo (Museum für den Primitivo-Wein). Das Museum befindet sich in unterirdischen alten Weintanks und bietet einen spannenden Einblick in die Geschichte und Weinherstellung der Region. Nach dem Besuch des Museums und den Aufstieg an die Oberfläche bietet sich eine Verkostung der Primitivo-Weine vor Ort an.
Die Führung durch den Weinkeller, das Museum und die Verkostung von 4 Weinen kostet 15€. Bei einem Besuch der Stadt Manduria solltet ihr diese tolle Erfahrung nicht verpassen!
Mein Lieblingswein: Elegia Riserva, D.O.C. aus Primitivo 100%
Link: Produttori di Manduria
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