Ein ungewöhnliches Paar? Automobilindustrie und Weinbranche.
Daimler pflegt einen eigenen Weinkeller. Aber was haben Weinbranche und Automobilindustrie sonst miteinander zu tun? Nun gut: Der Klassiker der deutschen Wirtschaft – Automobil – und die agrarwirtschaftliche Weinproduktion sind auf den ersten Blick Welten voneinander entfernt. Aber genau hier wird es spannend. Denn warum nicht über den Tellerrand schauen und sich eine Scheibe abschneiden von den Best Practices (Besten Praktiken) eines so professionalisierten Bereichs wie der deutschen Automobilindustrie.
Von der Automobilindustrie in die Weinbranche: Mein persönlicher Seitenwechsel
Ich selbst habe sieben Jahre in der Automotive-Industrie gearbeitet bevor ich die Seiten wechselte und mich für die Weinbranche entschied (Lies auch mehr Über Mich). Automotive? „Verkauft ihr Autos?“ – „Nein.“ Automotive bezeichnet Firmen, die im Bereich Design, Entwicklung, Produktion oder Marketing von Kraftfahrzeugen tätig sind. Meist sind das Zulieferer für die großen Marken wie BMW, Daimler oder VW.
Aus Erfahrung weiß ich, dass dieser Bereich einem extrem umfangreichen Set an Regularien unterliegt. Alle Firmen innerhalb dieser Industrie werden regelmäßig auditiert. Dabei werden die Betriebe geprüft, ob sie weiterhin die hohen Qualitätsstandards der Industrie erfüllen. Ich habe jahrelang die Abläufe im Bereich Vertrieb entwickelt, verbessert und mit anderen Bereichen abgestimmt. Nach Zusammenschlüssen mit größeren, internationalen Firmen überarbeitete ich die Prozesse. Die Normen der Industrie sind mir daher sehr vertraut.
Einige Normen der Automobilindustrie lassen sich sehr gut auf die Weinbranche anwenden und könnten viele Weingüter stark voran bringen. Ich stelle euch die wichtigsten Punkte vor!
Ein Blick hinter die Kulissen der Automotive-Industrie
Die Anforderungen der Automotive-Industrie sind in der „Automotive-Bibel“ festgelegt: Der IATF 16949. Was so bürokratisch klingt, ist das Standardwerk zur Entwicklung eines Qualitätsmanagementsystems in der Automobilindustrie. Es zielt ab auf die stetige Verbesserung von Abläufen, Fehlervermeidung und effiziente Ressourcennutzung entlang der gesamten Lieferkette.
Von den Kundenanforderungen bis zur Kundenzufriedenheit
Ein extrem wichtiger Punkt innerhalb der Automotive-Industrie ist die starke Kundenorientierung. Jedes Tun und Handeln ist darauf ausgelegt, die maximale Kundenzufriedenheit zu erreichen. Produkte werden nicht um ihrer Selbstwillen entwickelt, sondern für die Kunden und für den Markt. Auch Abläufe im Unternehmen bestehen nicht um ihrer Selbstwillen, sondern weil sie mittel- oder unmittelbar einen Beitrag leisten zur Kundenzufriedenheit. Die Kundenanforderungen sind der Startpunkt jedes Tuns und die Kundenzufriedenheit ist das Ziel jeden Handelns!
TIPP 1: Auch Weingüter sollten sich die Kundenzufriedenheit als oberste Priorität auf die Fahnen schreiben! Dazu zählen kleine Punkte wie: Freundlichkeit am Telefon, schnelle Beantwortung von Kundenanfragen, großzügige Lösungsorientierung anstatt kleinlicher Problemorientierung. Das klingt alles banal? Manche Betriebe haben noch viel Luft nach oben, um die Kundenzufriedenheit in wirklich allen Bereichen ihres Tuns voll und ganz umzusetzen.
Die stetige Verbesserung in der Weinbranche
Die Automobilindustrie nennt es „stetige Verbesserung“ oder den „kontinuierlichen Verbesserungsprozess“ (KVP). Was bedeutet das? Im Wesentlichen geht es um das schöne und einfache Prinzip, das eigene Tun ständig kritisch zu hinterfragen sowie Fehlerquellen zu identifizieren und abzuschaffen.
Beim letzten Kundengespräch lief etwas schief? Der Prozess von Bestellungseingang bis zum Versand eines Produktes dauert zu lange? Analysiere genau, wo die Ursachen für die Probleme liegen und versuche so die Abläufe stetig zu verbessern.
Dieses Vorgehen erfordert, sich einerseits Zeit für die Begutachtung kritischer Themen zu nehmen und andererseits eine positive Fehlerkultur zu leben.
TIPP 2: Die stetige und kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Betrieb, dem Tun und den Abläufen bietet Betrieben in der Weinbranche große Chancen sich zu verbessern. Durch dieses Vorgehen stellen sich Weingüter Schritt für Schritt besser auf und arbeiten effizienter. Langfristig spart das Kosten, Zeit und Ressourcen.
Klare Abläufe im Betrieb festlegen
In der Automotive-Industrie sind Abläufe klar festgelegt und dokumentiert. Abläufe sind Standards. Sie geben Struktur und sind ein Gerüst, das in der Praxis als Hilfe dient. Natürlich müssen sie zu einem gewissen Grad Freiräume lassen. Zu viel Bürokratie verhindert flexible Anpassungsfähigkeit.
Generell führt eine gewisse Standardisierung von Abläufen zu Zeit- und Kostenersparnis. Sind die Abläufe klar und festgelegt, muss nicht jedes Mal diskutiert werden. Prozesse werden nach den Anforderungen des Qualitätsmanagementsystems dokumentiert und freigegeben und für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Firma leicht zugänglich veröffentlicht. Das umfasst auch Vorlagen, die innerhalb eines Ablaufes benötigt werden.
TIPP 3: Betriebe in der Weinbranche – auch kleine Familienweingüter – können für sich Standardabläufe festlegen und dokumentieren. Bei Neueinstellungen im Betrieb oder Generationswechsel bietet dieses Vorgehen Transparenz und verhindert Wissensverlust. Werden dieselben Informationen wiederholt benötigt, spart es Zeit dafür Vorlagen anzulegen.
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Strategisches Vorgehen anstatt Kamikaze
Grundsätzlich zeichnen sich die Betrieb der Automotive-Industrie dadurch aus, dass sie langfristige Ziele verfolgen und strategisch vorgehen. Strategisches Vorgehen anstatt Kamikaze-Aktionen führen zu Wachstum und Erfolg. Auf dem Weg dahin unterstützen ein Qualitätsmanagementsystem und Punkte wie Kundenzufriedenheit, stetige Verbesserung und dokumentierte Abläufe die Zielerreichung.
Lies in diesem Blog-Artikel, warum auch Weingüter unbedingt eine Strategie benötigen, um erfolgreich zu sein.
Die Quintessenz: Automobil & Wein passt das?
Auf den ersten Blick sind die zwei Industrien unterschiedliche Welten (gut, auch auf den zweiten Blick). Trotzdem gibt es viele Aspekte, die sich jeder von einer stark professionalisierten Branche abgucken kann. Also warum nicht die Rosinen rauspicken?
Der Blick auf die Kundenzufriedenheit, die stetige Verbesserung und die Dokumentation von wichtigen Abläufen kann jedem Betrieb zu mehr Erfolg verhelfen! Egal, ob kleines Weingut, großes Weingut oder anderer Betrieb in der Branche: All diese Punkte sind relevant und sollten beherzigt werden, um langfristig erfolgreich zu sein.
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